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Ein Äthiopisches Spital ist fest in Luzerner Hand

Fragen um Kosten und Zeitplan beim Aus- und Umbau des Luzerner Kantonsspitals (Luks) werden unbedeutend, wenn es um den Zustand von Spitälern in Afrika geht. So auch in Äthiopien. Die Stiftung «Schweizer Chirurgen in Äthiopien» kümmert sich darum seit 2009 um die dortige Gesundheitsversorgung.

Die Stiftung hat ihre Geschäftsstelle in Luzern und wirkt am Universitätsspital von Jimma, rund 350 Kilometer südwestlich von Addis Abeba in der Unfallchirurgie, in der Beschaffung von zeitgemässem Operationsmaterial und in der Ausbildung. 

Seit zehn Jahren unterstützt eine Stiftung das Universitätsspital in Jimma. Wissen und Personal kommen aus Luzern.

Im Moment ist das Spital in Jimma ziemlich fest in Luzerner Hand. Seit Ende Juni und noch bis im Oktober leisten Falk Nessenius, Oberarzt am Luks, und Céline Kaiser, Physiotherapeutin in der Physio- und Sport-Arena in Emmenbrücke, einen Einsatz für die Ärmsten, der den beiden nicht nur körperlich, sondern auch psychisch einiges abverlangt. Nessenius spricht für beide, wenn er sagt: «Die Stadt Jimma – das ist Armut pur. Als wir zum ersten Mal im Spital waren, überkam mich ein leichtes Schaudern. Sehr intensive Gerüche von Körperflüssigkeiten und Schweiss, und im Operationssaal für uns Europäer unvorstellbare hygienische Verhältnisse. Eine überfüllte Bettenstation mit Patienten, die zum Teil auf dem Boden lagen.»

Hauptprobleme liegen bei der Hygiene

Und wie präsentiert sich die Situation jetzt, fast zwei Monate später? «Die Hauptprobleme», so Nessenius, «liegen immer noch bei der Hygiene. Ich erkläre praktisch täglich, wie man sich und vor allem den Patienten vor Keimen schützen kann, dennoch sind viele Massnahmen, die für uns selbstverständlich sind, von den Einheimischen schwer zu adaptieren.» Falk Nessenius operiert mit seinen äthiopischen Kollegen drei bis fünf Patienten pro Tag, meist Opfer von Verkehrsunfällen oder Gewalttaten, offene Oberschenkel- und Unterschenkelbrüche, Machetenverletzungen und Schusswunden. Céline Kaiser sieht täglich zwischen 5 und 15 Patienten. «Das wichtigste», sagt sie, «ist es, den Leuten klarzumachen, dass sie auch nach frischen Operationen das verletzte Gewebe angemessen belasten sollen, meist durch Durchbewegen der Gelenke. Hinzu kommt das Instruieren von Eigenübungen und das Lernen des Gehens mit Stöcken.»

Die Frage, ob sie wieder zu einem solchen Einsatz bereit wären, beantworten die beiden Luzerner unterschiedlich. Céline Kaiser: «Wenn ich an die grosse Dankbarkeit der Patienten denke und an das soziale Netz, das ich in der Zwischenzeit aufgebaut habe, kann ich sagen: Ja, ich würde es wieder machen.» Etwas differenzierter sieht es Falk Nessenius: «Ich denke, ich würde mich ein ander Mal für eine kürzere Zeit verpflichten. Die Situation hier, fernab von Verwandten und Freunden, ist sehr belastend.» Und weiter berichtet Nessenius:

«Oftmals sieht man Kleinkinder mit fortgeschrittenen Tumoren; da ist der zeitnahe Tod auch mit einer Operation nicht abzuwenden. Das Lachen und die Freude der Patienten auf der Visite motivieren zum Weitermachen. »

Am Anfang des Projekts stand Jörg Peltzer, Chefarzt Chirurgie in Delémont. 1999 arbeitete Peltzer als Oberarzt für Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe «Menschen für Menschen». Sieben Jahre später startete er sein eigenes unfallchirurgisches Projekt in Jimma. 

Das aufwändige Vorhaben finanzierte er mit eigenen Sponsoren in der Schweiz, seit 2009 nun über die Stiftung und eine zweiwöchige Bike-Tour durch Äthiopien, die im November zum dritten Mal stattfindet und über die Teilnehmer Spendengelder von etwa 800 000 Franken einbringt.

Die Stiftung «Schweizer Chirurgen in Äthiopien» hat nicht nur ihren Sitz in Luzern. Vizepräsident des Stiftungsrats ist Professor Reto Babst, jahrelang Leiter der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und Departementsleiter Chirurgie am Luzerner Kantonsspital. Seit Ende Mai ist Babst pensioniert und hat nun, obwohl immer noch sehr aktiv, auch mehr Zeit für Äthiopien; es geht vor allem darum, ein zwischen der Stiftung und dem Spital vereinbartes Memorandum in die Praxis umzusetzen: bessere Bedingungen in einem neuen Spitaltrakt für das medizinische Personal und mit einer eigenen Bettenstation für die Patienten.

Kontakt

GO STAR | Stiftung Schweizer Chirurgen in Äthiopien
c/o Luzerner Kantonsspital
Spitalstrasse 16
CH-6000 Luzern

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